Wieso haften Papierschnipsel plötzlich an Plastik?
Material
- Vinyl-Schallplatte, oder andere dünne Plastikplatte
- 2 gleich dicke Bücher
- viele leichte Papierschnipsel
- Fell oder Woll- oder Fleece-Pullover
Ein Teil eines Bogens leichten (Schreibmaschinen-)Papiers wird in viele kleine Schnipsel, etwa von der Größe des Nagels des kleinen Fingers, geschnitten oder gerissen. Diese werden in den Zwischenraum, den zwei dicke, auf einen Tisch gelegte Bücher bilden, geschüttet.
Den Zwischenraum deckt man mit einer nicht mehr zum Abspielen geeigneten Vinyl-Schallplatte ab. Dann reibt man mit einem Fell oder einem Woll- oder Fleece-Pullover über die Schallplatte.
Reibt man über die Platte so beginnen sich einige der Schnipsel unterhalb der Platte aufzurichten, manche werden zur Platte emporgerissen um wieder von ihr abzuprallen, und andere bleiben an der Platte haften. Auch untereinander bilden sich scheinbar aneinanderklebende Schnipselpaare aus.
Durch das Reiben mit dem Fell oder dem Pullover wird die Schallplatte negativ geladen. Das elektrostatische Feld, daß von den negativen Ladungen der Schallplatte erzeugt wird, bewirkt in den dielektrischen Papierschnipseln zwar keine Verschiebung von freien Elektronen, wie es im Falle von Metallschnipseln der Fall wäre, aber immerhin eine Polarisation der Ladungen.
Dadurch richten sich die Papierschnipsel so aus, dass sie mit ihrer „nettopositiven“ Kante, also der Kante, an der die positiven Enden der „verschobenen Elektronenwolken“ nicht durch die negativen Enden benachbarter Elektronenwolken nach außen hin kompensiert werden, zur negativen Platte hinweisen. Ausreichend leichte Schnipsel können sogar von der Platte so stark angezogen werden, dass sie vom Tisch abheben und die Platte berühren.
Ist dabei der Kontakt zwischen Platte und einem Schnipsel nur gering, können keine negativen Ladungen auf die Papierschnipsel überwechseln, wo sie ja an sich von einer nettopositiven Ladung angezogen würden, so dass der Schnipsel aufgrund der gegenseitigen Anziehung und des unterbleibenden Ladungsausgleiches an der Platte hängen bleibt. Bei gutem Kontakt können jedoch Elektronen von der Platte auf die Papierschnipsel wechseln. Da die einzelnen Schnipsel jedoch nur polarisiert waren, also die Gesamtladung 0 aufwiesen, sind sie nach dem Übertritt von Elektronen von der Platte auf den Schnipsel negativ geladen, weshalb sie von der ebenfalls negativ geladenen Platte abgestoßen werden.
Durch ein beständiges Reiben entstehen so die „wilden Tänze“ der Papierschnipsel, die sich auch untereinander aufgrund ihrer Polarisation anziehen und aneinander haften können.